Die Handlichkeit der Netze ermöglicht das Abdecken von Holzstapeln ohne den Einsatz von Maschinen.Fotos: Sebastian Fassbind

Verband & Politik | ZeitschriftenLesezeit 4 min.

Insektenschutznetze zur Werterhaltung von Rundholz

Ein Folgeversuch zum Einsatz von Netzen statt Pflanzenschutzmitteln zum Schutz von im Wald gelagertem Rundholz liefert verheissungsvolle Ergebnisse. Noch sind die Kosten dafür zwar höher. Mit zunehmender Erfahrung und Verbreitung dürften diese künftig aber sinken.

Sebastian Fassbind* | Jährlich werden in der Schweiz rund zwei Millionen Festmeter Rohholz verarbeitet. Dieses wird aufgrund der besseren Holzeigenschaften grösstenteils im Winter geschlagen. Jedoch müssen die Sägereien ihre Produktion ganzjährig aufrechterhalten können. Da die Lagerfläche auf dem Sägewerksgelände meist knapp ist, wird das Holz oft im Wald gelagert. Qualitativ hochwertiges Holz wurde bislang vor allem mit chemischen Pflanzenschutzmitteln (PSM) behandelt, um einen Wertverlust durch Insektenschäden zu verhindern. Allerdings werden PSM aufgrund ihrer negativen Auswirkungen auf die Umwelt zunehmend kritisch betrachtet. So ist das Ziel vielerorts, den Einsatz von PSM für liegendes Rundholz im Wald zu reduzieren oder ganz darauf zu verzichten. Aus diesem Grund sind Alternativen gefragt, um das Holz trotzdem schützen zu können.

Auf der Suche nach einer Alternative zu PSM führte der Autor mit dem Amt für Wald beider Basel bereits 2022 ein Testprojekt mit sechs Testpoltern an der HAFL durch (vgl. «WALD und HOLZ» 1+2/2023). Dabei wurden engmaschige Kunststoffnetze, wie sie auch in der Landwirtschaft eingesetzt werden, zum Schutz von Fichten- und Tannenholzpoltern getestet. Dieser Versuch war aber zu klein angelegt, um eine treffsichere Aussage zu der Schutzwirkung von Netzen machen zu können. Dennoch waren die Ergebnisse Erfolg versprechend.

Projekt wurde fortgeführt

Dank dieser positiven Ergebnisse wurde das Projekt im Herbst 2022 zusammen mit den Kantonen Bern, Basel-Landschaft, Basel-Stadt, Zürich und Aargau sowie mit der Unterstützung des Bundesamtes für Umwelt (BAFU) fortgeführt und ausgeweitet, um eine solidere Datenlage zu bekommen. Für den neuen Versuch stellten lokale Forstbetriebe 46 Holzpolter mit Tannen- und Fichtenholz bereit. Bis Mitte März 2023 wurde die Hälfte der Holzstapel mit Netzen abgedeckt. An jedem Standort wurde zusätzlich ein ungeschützter Polter eingerichtet, um den Vergleich bei Schädlingsbefall ohne Schutznetze zu haben.

Als Schutznetz wurde ein Produkt von der Firma Whailex aus Deutschland verwendet, das über die gewünschte Maschenweite von 0,27×0,77 mm verfügt und in der Landwirtschaft unter anderem gegen die Essigfliege eingesetzt wird. Diese kleine Maschenweite sollte Insekten den Eintritt zum gelagerten Holz verwehren und dabei auch eine ausreichende Luftzirkulation gewährleisten.

Dunkle Spuren führen zum Schädling

Einer der häufigsten Nutzholzschädlinge ist der Linierte Nutzholzborkenkäfer (Trypodendron lineatum). Typisch für befallenes Holz sind die dunkel gefärbten Brutgänge mit einem Durchmesser von 1 bis 2 mm. Ein ähnliches Schadbild hinterlässt auch der Sägehörnige Werftkäfer (Hylecoetus
dermestoides)
. Weitere Schäden am liegenden Holz verursachen Bockkäferarten sowie Holzwespen. Nur der Linierte Nutzholzborkenkäfer und der Sägehörnige Werftkäfer können Holz innerhalb einer Saison entwerten. Die anderen Arten haben aufgrund ihrer längeren Brutzeit keine Aussagekraft bezüglich der Schutzwirkung der Netze.

Zwischen Juni und Oktober 2023 wurden aus jedem der geschützten und ungeschützten Polter sechs Stämme ausgewählt, welche in den am Projekt beteiligten Sägewerken eingeschnitten wurden. Insgesamt kamen dabei fast 2000 Bretter zusammen mit etwa 6300 Laufmetern, die auf Einstiche untersucht wurden.

Guter Schutz, aber höhere Kosten

Die Ergebnisse zum Versuch sind erneut vielversprechend. Liegt der Fokus nur auf dem Linierten Nutzholzborkenkäfer beziehungsweise auf dem Sägehörnigen Werftkäfer, sind die mit dem Netz geschützten Polter um das 84-Fache weniger befallen als die ungeschützten Polter. Das bedeutet, dass beim mit Netz geschützten Holz nur alle 100 Laufmeter ein einzelnes Einstichloch zu finden war. Neben der Schutzwirkung gegen Schadinsekten spielen jedoch auch die Kosten einer Schutzmethode eine wichtige Rolle. Aus diesem Grund wurde zusätzlich eine Zeitstudie an fünf mit PSM behandelten und acht mit Netzen geschützten Poltern durchgeführt. Um einen Festmeter Holz mit PSM zu schützen, fielen Kosten von rund 2.34 CHF an, während für die Netze im Versuch pro Festmeter Holz 5.24 CHF eingesetzt werden mussten. Diese Differenz resultiert einerseits aus höheren Materialkosten und anderseits auch aus dem höheren Aufwand zum
Abdecken der Holzstapel.

Projekt generiert starkes Interesse

Schon während der Durchführung erfuhr das Projekt grosse Beachtung. Dieses starke Interesse deutet darauf hin, dass die Branche schon heute aktiv auf der Suche nach Alternativen zu PSM ist. Aufgrund der vielversprechenden Studienergebnisse ist durchaus Zuversicht angebracht, dass die Netze auch in der Praxis zum Einsatz kommen werden, wodurch weitere Erfahrungen gesammelt werden können. Die neu gewonnenen Erfahrungen sowie das Testen von weiteren Materialien bieten die Möglichkeit, die Kosten weiter zu senken. 

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